Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott,
und in allem war es Gott gleich. Von Anfang an war es bei Gott.
Alles wurde durch das Wort geschaffen;
und ohne das Wort ist nichts entstanden.
In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht für die Menschen.
Das Licht strahlt in der Dunkelheit,
aber die Dunkelheit hat sich ihm verschlossen. (Jh 1, 1-5)
Ein Geretteter versteht diese ersten Worte des Johannes-Evangeliums nur zu gut.und in allem war es Gott gleich. Von Anfang an war es bei Gott.
Alles wurde durch das Wort geschaffen;
und ohne das Wort ist nichts entstanden.
In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht für die Menschen.
Das Licht strahlt in der Dunkelheit,
aber die Dunkelheit hat sich ihm verschlossen. (Jh 1, 1-5)
Ich aber war wüst und wirr, und Finsternis lag über mir. In den Jahren zuvor dachte ich als eine Art konsequenter Cyberpunk. Die genetische Degeneration der Menschheit durch einen Mangel an natürlicher Selektion sowie die ständig wachsende Diskrepanz zwischen kultureller und biologischer Evolution ließen mich erkennen, daß die Existenz der Spezies Mensch nur von begrenzter Dauer sein kann. Was könnte der Ausweg sein? Ich entwickelte ein Szenario der Verschmelzung von Mensch und Maschine, die schließlich in der völligen Befreiung vom biologischen Körper münden würde. Dies würde einerseits das Ende des fleischlichen Menschen und andererseits die Geburt eines elektronischen Wesens mit allein durch Technologie begrenzten Evolutionspotentials bedeuten (eine interessante Parallele zum Jüngsten Gericht und zum Heilsversprechen Christi: „Ihr werdet sein wie die Engel im Himmel“ – Mt 22,30). Waren diese Gedanken der erste Wurzeltrieb des Samenkorns? Ich machte mir auch viele Gedanken über die Natur des Universums und eignete mir Wissen auf dem Gebiet der Quantenmechanik, der z.Zt. grundlegendsten Theorie vom Universum, an. Das ‚Unvorstellbare‘ zu denken versuchen wurde ein Hobby. Auf der anderen Seite wurde ich mehr und mehr fatalistisch. Ich mußte lernen, daß Kampf und Einsatz mir nicht viel einbringen. Meine erkämpften Siege stellten sich schnell als Irrweg oder als wertlos heraus, die Niederlagen als nicht so schlimm. Fortschritt kam für mich immer wie ‚aus dem Nichts‘, ein kleiner Wink des Schicksals wo ich nur den kleinen Finger krumm machen mußte und alles ging wie von selbst; mit meist viel besserem Ausgang als ich mir vorher ausgemalt hatte. Daher war ich eher fatalistischen Lebensweisheiten zugeneigt wie Murphy’s Gesetz und „Alles kommt anders als man denkt!“.
In dieser etwas hilflosen Ergebenheit hatte ich zunächst meinen Frieden. Ich lernte, viel mehr meinem Gefühl als meinem Verstand zu folgen. Schließlich galt es, den Wink des Schicksals zu erkennen. Der Bruch kam im Jahr 1998. Dem hoffnungsvollen Beginn folgte ein Gang der Dinge, wo alles exakt so geschah, wie ich es vermeiden wollte. Hoffnung, Liebe und ein erfülltes Leben erschienen mir mehr und mehr unerreichbar. Nach einem qualvollen Jahr des Niedergangs zog ich wieder bei meinen Eltern ein. Im Herz und im Kopf fühlte ich mich dermaßen tot und leer, daß ich dachte: „Wozu etwas suchen, was ich nie erreichen kann? Diese Welt ist mir fremd, ebenso die Menschen darin. Ich bin anders, ich gehöre nicht zu ihnen. Meine Heimat ist die Einsamkeit, meine Gedanken sind Leere und die Dunkelheit ist der rechte Platz für meine Gefühle. Ich war schon immer ein Einzelgänger, und das zurecht. Ich war es nicht nur aus freiem Willen, die Anderen ließen mir auch keine andere Wahl.“ Je weniger ich nachdachte, desto weniger verzweifelt war ich, je weniger ich fühlte, desto ruhiger war ich. Doch wie ist das, wenn ein Mensch, der taub und blind ist, sich in einen dunklen, stillen Raum begibt und dann plötzlich in einem hellen Licht steht und von einer mächtigen Stimme gerufen wird? Spürt er wirklich nichts oder merkt er doch, daß plötzlich irgendwas da ist? Die erschöpfte Agonie meiner Seele, die Abschottung nach außen und das Versinken in mich selbst hatte vielleicht auch meine inneren Sinne geschärft, so daß ich etwas wahrnehmen konnte, was womöglich schon immer da war. Wie dem auch sei, seit etwa dem Jahr 2000 spürte ich in mir eine unerklärliche wachsende Unruhe. Mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Schlafstörungen, generelles Desinteresse, Rückenschmerzen und Verdauungsstörungen machten mir Arbeit und Freizeit schwer. Es fühlte sich an wie schlechtes Gewissen, jedoch ohne Erinnerung an eine Tat. Man sagt ja, das dieses Gewissen Gott sei, der sich da meldet. Mein Vergehen von dem ich nichts ahnte war dann wohl das Leugnen Gottes. Ich hatte wirklich nicht geahnt, daß ein Toter letztlich ein Wartender ist.
Das Schlafende muß erwachen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen