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Montag, 29. April 2002

Schöpfung der Welt

Von Genesis 1 war mein erster Eindruck, daß die Geschichte von der Erschaffung der Welt weitgehend unsinnig und zusammenhanglos beschrieben ist. Ein erstes Hindernis für mich, an die Wahrheit der Bibel zu glauben. Andersherum betrachtet kann man auch sagen: Diese Beschreibung scheint viel zu widersinnig, als daß sie jemand sich hätte ausdenken können. Der Seher hat wohl so gut es ihm möglich war mit den ihm zu Verfügung stehenden Worten beschrieben, was er gesehen hatte. Wenn man davon ausgeht, kann man durchaus einen Sinn erkennen, der sich mit den wissenschaftlichen Theorien deckt.
Mir scheint, daß die SONNE der Schlüssel zum angeblichen Rätsel der Genesis ist. Jeder Mensch, sei es der Wissenschaftler von heute oder ein Höhlenmensch der Steinzeit, weiß um die zentrale Rolle der Sonne, sie bringt das Licht des Tages, die Wärme und das Wachstum der Pflanzen. - ganz zu schweigen von der mystischen Dimension ihrer Erscheinung als wandernde, goldene Himmelsscheibe. Jeder, der sich Gedanken macht um die Entstehung der Erde und z.B. als Denker des Altertums auf Beobachtungen beruhend eine Schöpfungsgeschichte entwirft, muß der Sonne eine Hauptrolle einräumen. Er wird wohl mit einer kalten, dunklen, toten Erde beginnen, aber dann sofort als nächstes die Sonne einsetzen lassen. Genesis 1 erwähnt die Sonne nicht einmal besonders. Sie erscheint als eines der Himmelslichter erst am vierten Tag. Wie unlogisch, wo der Tag doch durch die Sonne und die Erddrehung definiert ist. Kann es also sein, daß die Erde zu Beginn ohne Sonne war? Wohl kaum. Aber daß wenigstens die Sonne und die anderen Himmelslichter zu Anfang überhaupt nicht am Himmel sichtbar waren? Dann wäre Genesis 1 wie ein Augenzeugenbericht von einem auf der Erde stehenden Zuschauer, während der HERR um ihn herum im Zeitraffer die Veränderung der Erdoberfläche ablaufen ließ. Die Urerde stellt man sich im allgemeinen als einen Ort des Vulkanismus, der Meteoriteneinschläge und einer noch teilweise flüssigen Gesteinskruste vor. In der Tat war dieser Ort wüst, leer und wirr. Doch Licht müßte es doch reichlich und rund um die Uhr allein schon durch die Glut des flüssigen Gesteins gegeben haben?
Der HERR gab mir hier die Erinnerung an eine Feuerschutzübung an der ich vor vielen Jahren teilgenommen hatte. Dort wurde uns erzählt: “Wenn man in einem lichterloh brennenden Haus eingeschlossen wäre und entkommen wollte, meinten viele, sie würden in einer solchen Situation lodernden Flammenwänden gegenüberstehen. Tatsächlich wäre man aber durch den Rauch von absoluter Finsternis umgeben. Völlig desorientiert würde man auch eher am Rauch ersticken als im Feuer verbrennen.“ Dieses Trugbild des „hellen Feuers“ entspringt unserem oberflächlichen Alltagsverstand. Wir müssen uns wirklich nicht wundern, daß die Weisheit der Bibel darüber hinausgeht, da sie schließlich auf den Worten des HERRN sowie der Propheten und Apostel beruht. Die „Finsternis des brennenden Hauses“ mag ein treffendes Gleichnis für die Finsternis der stellenweise noch glutflüssigen Urerde sein. Die Uratmosphäre muß wohl eine einzige schwarze Wolke erfüllt von Wasserdampf, Rauch und Ruß gewesen sein. Auch die Glut der Lavaströme und Magma-Seen konnte diese Finsternis nicht durchdringen. Diese finstere Wolke, das Hervorbrechen des Wasserdampfes aus der Erdkruste und die anschließende Entstehung des Urmeeres erwähnt der HERR ausführlicher an anderer Stelle (Ijob 28,8-10):

Wer hat das Meer mit Toren abgesperrt,
als es hervorbrach aus dem Schoß der Erde?
Ich war's, ich hüllte es in dichte Wolken,
als Windel gab ich ihm den dunklen Nebel.
Ich gab ihm seine vorbestimmte Grenze,
schloß es mit Tor und Riegel sicher ein.


1 Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; (d.h. tatsächlich den Planeten und seine Atmosphäre)
2 die Erde aber war wüst und wirr,
Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.


Der zweite Teil ist offenkundig. Hier wird die berühmte ‚Ursuppe‘ erwähnt, worin der Ursprung allen Lebens entstand. Tatsächlich scheint das Leben schon sehr kurz nach Erstarren der Erdkruste entstanden zu sein. Die Formulierung „Gottes Geist schwebte über dem Wasser“ könnte die Schöpfung des Urlebens und vielleicht auch als sichtbare Begleiterscheinung die heftigen Gewitter mit einbeziehen. Mit der Abkühlung der Atmosphäre kondensierte der Wasserdampf und fiel als unvorstellbar heftiger Dauerregen auf die Erde. So entstand das Urmeer. Der Regen wusch auch Staub und Rauch aus der Wolke, und das Licht konnte irgendwann bis zum Boden dringen:

3 Gott sprach: es werde Licht.

Das „Tageslicht“ war wohl eher eine düstere Dauerregenwolke, aber immerhin etwas Licht. Zwischen der Wolke und dem Urmeer war durch den andauernden unglaublich heftigen Regen quasi ein fließender Übergang. In diesem Bild machen die folgenden, zunächst etwas kryptisch erscheinenden Sätze perfekt Sinn:

6 Dann sprach Gott:
Ein Gewölbe entstehe mitten im Wasser, und scheide Wasser von Wasser.
7 Gott machte also das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser, oberhalb des Gewölbes.
8 Und Gott nannte das Gewölbe Himmel.
Es wurde Abend, und es wurde Morgen: zweiter Tag.


Anders formuliert: Der HERR hob die Wolke, diesen Himmel den er zuerst formte, von der Erdoberfläche und schuf somit diesen ‚durchsichtigen Freiraum‘ unter den Wolken wie wir ihn kennen. Der alte Himmel wurde quasi zu einem Gewölbe mit ‚Hohlraum‘ darunter. Dieses war jetzt der Himmel. Der Wissenschaftler sagt dazu: Durch die fortschreitende Abkühlung verdampfte immer weniger Wasser von der Erdoberfläche bis schließlich die untersten, wärmsten Atmosphärenschichten nicht mehr mit Wasser gesättigt waren und kein Wasserdampf in ihnen kondensierte. Der Regen muß dann wohl auch mehr und mehr nachgelassen haben.

9 Dann sprach Gott:
Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit Trockenes sichtbar werde.


Hat der Dauerregen also zuvor die Oberfläche komplett in der Urflut versinken lassen? Der Regen könnte durchaus heftig genug gewesen sein, die damals höchsten Berge durch Erosion einzuebnen, denn diese waren aus leicht erodierbarem Vulkangestein. Mit zunehmender Erstarrung der Erdkruste wirkten sich auch die Kräfte der Plattentektonik auf die Gestalt der Oberfläche aus. Korrekter wäre es wohl zu sagen, daß das Gestein an einem Ort zusammengeschoben wurde, sich auftürmte und schließlich aus dem Wasser zu ragen begann. (wie in Ps 104, 8) Aber ob man nun sagt, daß das Land sich zu Bergen auftürmte oder das Wasser sich in den Tälern sammelte, ist hier nur eine Frage der Perspektive.

11 Dann sprach Gott:
Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen und von Bäumen, ...
13 Es wurde Abend, und es wurde Morgen: dritter Tag.


Nach bisherigen Fossilfunden besiedelten Pflanzen und Tiere nur geringfügig zeitversetzt das Land. Aber der Gedanke, daß das Land über Milliarden Jahre zuvor unbelebt geblieben sein soll, erscheint seltsam. Man darf wohl annehmen, daß zumindest Algen und Flechten das Land bereits wesentlich früher erobert hatten. Dann könnten sie auch eine Formenvielfalt und Größe entwickelt haben, die unseren heutigen Pflanzen ähnlich war. Die hohe Feuchtigkeit und das gedämpfte Licht könnte diesen ‚Primitiven‘ durchaus entgegengekommen sein und einen Riesenwuchs gefördert haben.

14 Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, ...
19 Es wurde Abend, und es wurde Morgen: vierter Tag.


Die Erdoberfläche kühlte immer weiter ab, der Vulkanismus ließ nach und die Atmosphäre wurde trockener und sauberer. Irgendwann brach die Wolkendecke auf und gab erstmals den Blick auf die ‚Himmelslichter‘, Sonne, Mond und Sterne, frei.

20 Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen, und Vögel sollen über dem Land an Himmelsgewölbe dahinfliegen.
23 Es wurde Abend, und es wurde Morgen: fünfter Tag.


Das frühzeitige Erscheinen flugfähiger Wesen wird vom derzeitigen Kenntnisstand nicht bestätigt. Laut Genesis 1, 20 entstanden die Kreaturen der Lüfte noch vor den Landlebewesen. Diese Idee ist derzeit noch jenseits wissenschaftlicher Spekulation. Jedoch bleibt zu bedenken: Für den in Frage kommenden Zeitraum von Präkambrium bis Silur ist unser Schatz an Fossilien ganz besonders spärlich und voller rätselhafter Exemplare. Einerseits bedarf es zur aktiven Flugfähigkeit reichlich Energie, die von einem effizienten Stoffwechsel bereitgestellt werden muß. Andererseits müßte die Atmosphäre damals dichter und damit das Fliegen leichter gewesen sein. Der einfachere, passive Gleitflug ist eine wahrscheinlichere Möglichkeit. Die mysteriösen ersten Flieger könnten die Thermik ausgenutzt haben, die z.B. von den sicher reichlich vorhandenen heißen Quellen und anderen vulkanischen Aktivitäten in viel stärkerem Maße als heute erzeugt wurde.

Zum Schluß bleibt zu sagen: Wenn man den Sinn in der Bibel nicht versteht, liegt das lediglich an einem Mangel der eigenen Weisheit. Deshalb braucht man noch lange nicht den Weg des Eiferers zu gehen, der sagt: „Egal was da steht, ich glaube alles, denn es ist die Bibel“. Je unsinniger die Texte erscheinen, desto besser, denn um so stärker und beeindruckender erscheint dann der Glaube des Eiferers vor der Gemeinde, wenn er die gedankenloseste Interpretation verteidigt. Wenn wir Probleme mit dem Sinn von Bibeltexten haben, bitten wir doch einfach den HERRN um Hilfe, um das nötige Stück Weisheit das uns noch fehlt. Kaum hatte ich das getan, fiel es mir auf :“Die Sonne!“.
Früher hatte ich geglaubt, das Genesis 1 eine altertümliche Theorie von der Schöpfung des Universums ist. Doch ist es zu zusammenhanglos und widersinnig, um Dinge zu erklären oder von einem menschlichen Geist als Theorie erdacht worden zu sein. Es ist ein Augenzeugenbericht von der Urgeschichte der Erde, der sich doch weitgehend mit den heutigen Theorien deckt, und die Vorstellungskraft eines Menschen des Altertums sicher weit übersteigt.
Damit ist der Satz
1 Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde
also tatsächlich wörtlich zu begreifen als „Atmosphäre und Planet“ und nicht wie die Gute-Nachricht Bibel hinzufügt:
„ Das Begriffspaar Himmel und Erde bezeichnet die Welt in ihrer Gesamtheit. Vers 1 ist als Überschrift zur folgenden Schöpfungsgeschichte zu verstehen.“

Zur Sache mit den sieben Tagen: „Das eine aber, liebe Brüder, dürft ihr nicht übersehen: daß beim HERRN ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind.“ (2. Petrus-Brief 3, 8).

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