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Sonntag, 20. November 2005

Vom Tod der Wahrheit

Jes 55:6 Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt, ruft ihn an, solange er nahe ist.

Ja, Jesaja 55 ist schon ein toller Text voller Verheißung, Weisheit und Tiefe - und Jesus. Vers 3 und 4 beziehen sich auf den Messias, Vers 5 auf die Heiden, die daraufhin zum Glauben kommen werden, und dann diese Aufforderung in Vers 6. Was soll das heißen, daß etwa der Herr einmal nicht mehr nahe sein wird und sich nicht mehr finden lässt? Wann hat sich das erfüllt oder wird sich das erfüllen? Haben wir es heute denn nicht so einfach, Gott zu finden? Zeugnisse von Gebetserhörungen, Heilungen und Lebens-revolutioniernden Begegnungen mit Jesus sind gerade in unserer Zeit leicht zu finden und scheinen immer zahlreicher zu werden. Ich denke da nur an das umwerfende “Transformation”-Video, das die Umwandlung ganzer Städte, Regionen und Nationen durch Gebet dokumentiert.
Einerseits wird das alles von unseren Massen-Medien ignoriert, so daß es beinahe scheint, als hätten wir es mit zwei parallel existierenden Realitäten zu tun. Andererseits ist das Reich Gottes halt nicht von der Welt - also alles normal, wie es eben schon immer war, oder? Diese Sicht überdeckt jedoch eine subtile Entwicklung, die ich hier als ‘Sterben der Wahrheit’ bezeichne.
Wie geht das? Es geht darum, was wir wahrnehmen und für wahr nehmen. Wir lesen die Zeitung, aber mit gewissem Mißtrauen. Die Geschichte lehrt uns: man lügt wie gedruckt. Besser sind da schon die Nachrichten im Fernsehen, da sieht man mit eigenen Augen. Noch glauben wir das. Doch der Tag kommt und ist schon da, wo auch Fernsehbilder nach Belieben gefälscht werden können. Zur Zeit kostet das meistens noch viel Zeit und Arbeit - aber nicht mehr lange!
Am besten ist doch der persönliche Kontakt, Mensch zu Mensch, das ist verlässlicher. Doch in einigen Jahrzehnten werde ich mich vielleicht fragen müssen, ob mein Gegenüber überhaupt echt ist: trägt er vielleicht ein künstliches Gesicht? Ist er womöglich ein Android und kein Mensch? Oder nur ein Hologramm? Vielleicht auch nur eine Halluzination, gezielt erzeugt durch bewußtseinsverändernde Substanzen, die ich unbemerkt aufgenommen habe?
Das mag SciFi sein. Fakt ist jedoch, dass die Technologie dabei ist, die Herrschaft über unsere Sinne zu erringen und uns schon bald perfekt täuschen zu können. Der Tag scheint zu nahen, wo wir unseren Sinnen nicht mehr werden trauen können. Wie lange werden wir noch etwas klar als Wahrheit akzeptieren, Erzählungen glauben, Zeugnisse ernstnehmen und Wunder für authentisch halten können? Wie kann man jemandem von Gott erzählen, der weiß, daß er den ganzen Tag nur getäuscht und manipuliert wird? Pontius Pilatus war ein Machtmensch, der tagein tagaus wohl schon so ziemlich jede Form von Täuschung und Verrat durch Fremde wie Vertraute erlebt hatte. Er konnte Jesus nur noch antworten: ”Was ist Wahrheit?” (Joh 18:38) Wird dies auch bald die Antwort der meisten Menschen sein?
Jes 55:6 Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt, ruft ihn an, solange er nahe ist.

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